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Politische Zentralisierung: Politische Zentralisierung bezieht sich auf die Konzentration von Macht, Entscheidungsfindung und Autorität in einem einzigen Regierungsorgan oder einer einzigen Einrichtung, wodurch die regionale oder lokale Autonomie verringert wird. Siehe auch Föderalismus, Autonomie.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

James A. Robinson über Politische Zentralisierung – Lexikon der Argumente

Acemoglu I 86
Politische Zentralisierung/Acemoglu/Robinson: So wie es keinen Grund gibt, warum politische Institutionen automatisch pluralistisch werden sollten, so gibt es auch keine natürliche Tendenz zur politischen Zentralisierung. (Vgl. >Wirtschaftswachstum/Acemoglu
).
Es gäbe sicherlich Anreize, in jeder Gesellschaft mehr zentralisierte staatliche Institutionen zu schaffen, insbesondere in solchen, in denen es überhaupt keine solche Zentralisierung gibt. Wenn zum Beispiel in Somalia ein Clan einen zentralisierten Staat schaffen würde, der in der Lage ist, dem Land Ordnung aufzuzwingen, könnte dies zu wirtschaftlichen Vorteilen führen und diesen Clan reicher machen. Wodurch wird dies aufgehalten? Das Haupthindernis für eine politische Zentralisierung ist wiederum eine Form der Angst vor Veränderungen: Jeder Clan, jede Gruppe oder jeder Politiker, der versucht, die Macht im Staat zu zentralisieren, wird auch die Macht in seinen eigenen Händen zentralisieren, und dies wird wahrscheinlich auf den Zorn anderer Clans, Gruppen und Einzelpersonen treffen, die die politischen Verlierer dieses Prozesses wären.
Acemoglu I 87
Eine politische Zentralisierung ist nur dann wahrscheinlich, wenn eine Gruppe von Menschen ausreichend mächtiger ist als andere, um einen Staat aufzubauen.
Acemoglu I 93
(...) politische Zentralisierung ist der Schlüssel zu beiden Arten, wie Wachstum unter extraktiven politischen Institutionen stattfinden kann. >Wirtschaftliches Wachstum/Acemoglu, >Wirtschaftliche Entwicklung/Acemoglu.
Acemoglu I 102
Die Glorreiche Revolution war die Grundlage für die Schaffung einer pluralistischen Gesellschaft. Sie baute auf einem Prozess der politischen Zentralisierung auf und beschleunigte ihn. Sie schuf die weltweit erste Reihe integrativer >politischer Institutionen.
Infolgedessen begannen auch die >wirtschaftlichen Institutionen integrativer zu werden. >Institutionen/Acemoglu.
Acemoglu I 114
Afrika: Afrika war der Teil der Welt, in dem die Institutionen am wenigsten in der Lage waren, die durch die industrielle Revolution gebotenen Möglichkeiten zu nutzen. Es ist der Teil der Welt, in dem sich zentralisierte Staaten erst sehr spät und sehr zögerlich bildeten. Wo sie sich bildeten, waren sie
Acemoglu I 115
wahrscheinlich so hochgradig absolutistisch wie der Kongo und oft von kurzer Dauer, brachen meist zusammen. Afrika teilt diesen Pfad der fehlenden staatlichen Zentralisierung mit Ländern wie Afghanistan, Haiti und Nepal, die es ebenfalls versäumt haben, Ordnung in ihre Territorien zu bringen und so etwas wie Stabilität zu schaffen, um auch nur einen kleinen Teil des wirtschaftlichen Fortschritts zu erreichen. >Wirtschaftliche Entwicklung/Acemoglu.
Acemoglu I 131
Sowjetunion: Die Sowjetunion war in der Lage, selbst unter fördernden Institutionen ein rasches Wachstum zu erzielen, (>Terminologie/Acemoglu)
Acemoglu I 132
denn die Bolschewiki bauten einen mächtigen zentralisierten Staat auf und nutzten ihn, um Ressourcen für die Industrie bereitzustellen.
Aber wie in allen Fällen von Wachstum unter extraktiven Institutionen war auch diese Erfahrung nicht von technologischen Veränderungen geprägt und nicht nachhaltig. Das Wachstum verlangsamte sich zunächst und brach dann völlig zusammen. Auch wenn diese Art von Wachstum nur kurzlebig ist, so zeigt es doch, wie extraktive Institutionen die Wirtschaftstätigkeit stimulieren können.
Acemoglu I 149
Extraktive Institutionen sind in der Geschichte deshalb so verbreitet, weil sie eine mächtige Logik haben: Sie können einen begrenzten Wohlstand erzeugen und ihn gleichzeitig in die Hände einer kleinen Elite verteilen. Damit dieses Wachstum stattfinden kann, muss es eine politische Zentralisierung geben. Ist diese erst einmal verwirklicht, hat der Staat oder die Elite, die den Staat kontrolliert, in der Regel Anreize, zu investieren und Wohlstand zu schaffen, andere zu Investitionen zu ermutigen, damit der Staat ihnen Ressourcen entziehen kann, und sogar einige der Prozesse nachzuahmen, die normalerweise durch integrative Wirtschaftsinstitutionen und Märkte in Gang gesetzt würden.

Literatur: Die Rolle der politischen Zentralisierung und der staatlichen Institutionen in der Entwicklung wurde von den Historischen Soziologen im Anschluss an die Arbeit von Max Weber am stärksten betont. Bemerkenswert sind die Arbeiten von Mann (1986(1), 1993(2)), Migdal (1988)(3) und Evans (1995)(4).

1. Mann, Michael (1986). The Sources of Social Power. Volume 1: A History of Power from the Beginning to A.D. 1760. New York: Cambridge University Press.
2. - (1993). The Sources of Social Power. Volume 2: The Rise of Classes and Nation-states, 1760–1914. New York: Cambridge University Press.
3.Migdal, Joel S. (1988). Strong Societies and Weak States: State-Society Relations and State Capabilities in the Third World. Princeton, N.J.: Princeton University Press.
4.Evans, Peter B. (1995). Embedded Autonomy: States and Industrial Transformation. Princeton, N.J.: Princeton University Press.

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

EconRobin I
James A. Robinson
James A. Acemoglu
Why nations fail. The origins of power, prosperity, and poverty New York 2012

Acemoglu II
James A. Acemoglu
James A. Robinson
Economic origins of dictatorship and democracy Cambridge 2006

Acemoglu I
James A. Acemoglu
James A. Robinson
Why nations fail. The origins of power, prosperity, and poverty New York 2012

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